Offene Beziehungen und Polyamorie
Meine Gedanken und Eindrücke – als Paartherapeutin
In einer Zeit, in der sich Beziehungsmodelle zunehmend verändern und individuelle Bedürfnisse in den Vordergrund rücken, gewinnen offene und polyamore Beziehungen an Bedeutung. Als Paartherapeutin mit Praxis in Berlin-Mitte habe ich die Gelegenheit, Paare in verschiedenen Beziehungsformen zu begleiten und zu unterstützen.
Deshalb möchte ich den Beziehungsansatz und meinen Blick als Paartherapeutin darauf erklären:
Was ist eine offene Beziehung?
Offene Beziehungen kennzeichnet vor allem sexuelle Freiheit, die vom Paar vereinbart und mit gewissen Regeln abgesteckt wird. Konkret bedeutet es, sexuelle Erfahrungen außerhalb der Hauptbeziehung zu machen und gegebenenfalls miteinander zu teilen.
Die Vereinbarungen können von Paar zu Paar variieren und von gelegentlichen Treffen bis hin zu tieferen romantischen Verbindungen reichen. Wichtig dabei ist, dass beide Partner:innen ehrlich, offen und respektvoll miteinander kommunizieren, um Klarheit über die Regeln und Grenzen zu haben.
Polyamorie als erweitertes Beziehungsmodell
Neben offenen Beziehungen gibt es die Polyamorie, bei der Menschen die Möglichkeit haben, mehrere liebevolle und bedeutungsvolle Beziehungen gleichzeitig zu führen. Dies geht über rein sexuelle Abenteuer hinaus und umfasst emotionale Verbindungen. Polyamorie basiert ebenfalls auf Kommunikation, Ehrlichkeit und Einvernehmen, wobei alle beteiligten Partner:innen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.
Die Rolle der Paartherapie in offenen Beziehungen und Polyamorie
Als Paartherapeutin erlebe ich immer wieder, dass offene Beziehungen und Polyamorie neben all der Freiheit auch eine zusätzliche Herausforderung für Paare darstellen können. Unausgesprochene Erwartungen, Eifersucht und Unsicherheiten können entstehen. Paartherapie bietet daher einen sicheren Raum, in dem Paare lernen können, effektiv zu kommunizieren, Regeln aufzustellen und Schwierigkeiten zu bewältigen. Ziel ist es, eine Atmosphäre des Verständnisses und der Unterstützung zu schaffen, in der alle Partner:innen ihre Bedürfnisse äußern können.
Offene Beziehung vs. Monogamie: Die Vor- und Nachteile
Beide Beziehungsmodelle haben ihre Vor- und Nachteile. In offenen Beziehungen können neue Impulse und Aufregung wiederkehren, während die Bindung zu den Hauptpartner:innen gestärkt wird. Monogame Beziehungen bieten Sicherheit, Stabilität und Exklusivität. Es ist wichtig zu betonen, dass es kein “richtiges” oder “falsches” Modell gibt – der Schlüssel einer erfolgreichen Beziehung liegt in der ehrlichen Kommunikation und dem Respekt vor den Wünschen und Bedürfnissen aller Beteiligten.
Offene Beziehungen und Polyamorie sind Beziehungsmodelle, die auf Ehrlichkeit, Offenheit und gegenseitigem Einverständnis beruhen. Sie können für einige Paare gut funktionieren, erfordern aber kontinuierliche Kommunikation und Verhandlungen.
Paartherapie kann bei jeder Beziehungsform hilfreich sein
Als Paartherapeutin weiß ich um die Bedeutung von Paartherapie und Paarcoaching, um Paaren in unterschiedlichen Beziehungsformen zu helfen, ihre Bindungen zu stärken, Konflikte zu bewältigen und die richtige Balance für ihre individuellen Bedürfnisse zu finden. Ganz gleich, ob ihr eine offene Beziehung oder eine monogame Beziehung bevorzugt – das Wichtigste ist, dass ihr die Beziehung führt, die zu euch passt.
Solltet ihr euch weiter mit dem Thema auseinandersetzen wollen, kann ich euch diesen Buchtipp geben: “More Than Two: A Practical Guide to Ethical Polyamory” von Franklin Veaux und Eve Rickert. Es dient als praktischer Leitfaden für ethische Polyamorie und bietet umfassende Einblicke, Ratschläge und Werkzeuge für Menschen, die in offenen oder polyamoren Beziehungen leben möchten.